Buchvorstellung
"Ukraine-Studien. Einführung" von Andrii Portnov
Am 21. Mai stellte Prof. Dr. Andrii Portnov sein neues Buch „Ukraine-Studien. Einführung“ in Berlin vor. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit dem Institut für Slawistik und Hungarologie der Humboldt-Universität zu Berlin, dem Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies (VCPU) und von Prisma Ukraina durchgeführt.
Prof. Dr. Susanne Frank eröffnete die Veranstaltung mit dem Grußwort, in dem sie die Einzigartigkeit des präsentierten Buches hervorhob. Die vorliegende Publikation "Ukraine-Studien. Einführung" sei einerseits in die Reihe der Bücher über die Geschichte der Ukraine einzuordnen, zu denen beispielsweise die Werke von Andreas Kappeler und Serhii Plokhy zählen. Andererseits umfasse das Buch von Andrii Portnov die erste deutschsprachige interdisziplinäre Einführung in die vielfältigen Ukraine-Studien mit den wesentlichen Themengebieten:
• Geschichte, Politik und Gesellschaft
• Sprache, Politik und Kultur
• Kulturkontakte und kultureller Austausch
Andrii Portnov präsentierte eine Auswahl von Inhalten aus seiner "Einführung". Er betonte den interdisziplinären Charakter des vorliegenden Buches. In der Publikation finden Leser:innen nicht nur Kapitel zur ukrainischen Sprache und Literatur, sondern auch zum ukrainischen Theater und zur Geschichte der ukrainischen Filmografie. Der zentrale Ansatz des Buches besteht in der Verflechtungsgeschichte, wobei der Autor einzelne Kapitel der jüdisch-ukrainischen, polnisch-ukrainischen, russisch-ukrainischen und osmanisch-ukrainischen Kontakte beleuchtet. Das Buch weist auf eine Vielzahl ukrainischer Intellektueller aus verschiedenen Bereichen hin, die dem deutschsprachigen Publikum nur unzureichend bekannt sind.
Der Historiker begann seine Ausführungen mit einem historischen Exkurs in die Geschichte der deutschsprachigen Ukraine-Studien. Diese Studien begannen nicht, wie häufig angenommen, in den 1990er Jahren, sondern deutlich früher, nämlich während des Ersten Weltkriegs. Andrii Portnov legte dar, dass die Thematisierung ukrainischer Fragestellungen seit über einem Jahrhundert insbesondere in Krisenzeiten eine signifikante Zunahme an Relevanz und Aktualität erfährt. Der Autor erwähnte, dass auch er das Buch im Kontext des Krieges verfasst habe, sich jedoch stets bemüht habe, die Komplexität der Ukraine-Studien adäquat darzustellen. Die ukrainische Geschichte sollte einer Reduktion auf Gewalterfahrungen entgehen.
Einige Themen der ukrainischen Geschichte erfahren eine deutlich höhere Aufmerksamkeit als andere, beispielsweise der ukrainische Nationalismus. Andrii Portnov widmet diesem Thema ein Kapitel. Sein Fokus lag jedoch auch auf einer deutlich bedeutenderen Strömung in der ukrainischen politischen Landschaft, nämlich dem Sozialismus. In der Forschungsliteratur wird dieser Aspekt jedoch vernachlässigt.
Der Historiker betonte, dass er die Erstellung eines weiteren Kapitels, in dem die Wirtschaft behandelt wird, durchaus in Betracht gezogen hat. Vielleicht wird es die Aufgabe für die zweite Auflage sein.
Anschließend gratulierte Prof. Dr. Dagmara Jajeśniak-Quast, Direktorin des VCPU, im Namen des gesamten Zentrums Andrii Portnov zur Veröffentlichung dieses wichtigen Werkes, das er noch in seiner Zeit als Direktor des VCPU verfasst hatte. Sie dankte ihm außerdem für die gute Zusammenarbeit beim Aufbau des Zentrums.
Mehr über das Buch erfahren Sie im Interview mit Andrii Portnov auf unserem Blog Entanglements: https://entanglements.hypotheses.org/1343.
Die „Ukraine-Studien“ sind über die Website des Nomos-Verlags erhältlich: https://www.nomos-shop.de/de/p/ukraine-studien-gr-978-3-7560-1708-9.
Tetxt von Bozhena Kozakevych und Tetiana Lopashchuk